Es ist faszinierend, dass Männer und Frauen in ihrer visuellen Wahrnehmung ganz unterschiedliche Stärken aufweisen. Während Männer oft besser in der Wahrnehmung schneller Bewegungen und schwächerer Kontraste sind, haben Frauen die feinere Fähigkeit, Farbnuancen klarer zu erkennen. Forscher haben zudem herausgefunden, dass Männer selbst die gleichen Farbtöne häufig etwas bläulicher wahrnehmen als Frauen. Diese Unterschiede sind nicht zufällig, sondern haben evolutionsbiologische Wurzeln: Die Anforderungen an das visuelle System entwickelten sich je nach den unterschiedlichen Aufgaben, die Männer und Frauen in prähistorischen Zeiten zu erfüllen hatten – Männer als Jäger, Frauen als Sammlerinnen.
Ein besonders interessanter Aspekt der visuellen Wahrnehmung betrifft die Rot-Grün-Sehschwäche, eine der häufigsten Formen der Farbenfehlsichtigkeit, die weniger als ein Prozent der Frauen und etwa zehn Prozent der Männer betrifft. Menschen mit dieser Sehschwäche haben Schwierigkeiten, zwischen den Farben Rot und Grün zu unterscheiden, da die Rezeptoren in der Netzhaut, die für diese Farben verantwortlich sind, nicht korrekt funktionieren. Diese Form der Farbenfehlsichtigkeit ist meist genetisch bedingt, und da das verantwortliche Gen auf dem X-Chromosom liegt, sind Männer häufiger betroffen. Während der Begriff „Farbenblindheit“ oft für diese Sehschwäche verwendet wird, handelt es sich eigentlich um eine mildere Form der Farbveränderung. Echte Farbenblindheit, bei der überhaupt keine Farben wahrgenommen werden können, ist weitaus seltener und deutlich schwerwiegender.